Heimische Superfrucht: Sambucus nigra – die Königin aus unserer Mitte

Schwarzer Holunder ist Heilpflanze 2024

Schwarzer Holunder wurde vom Naturheilverein Theophrastus zur Heilpflanze des Jahres 2024 gekrönt – und das zu Recht! Denn die frisch gekürte Königin hat nicht nur geschmacklich etwas zu bieten. Seit Jahrhunderten wird Schwarzer Holunder schon als Heilpflanze in der Naturmedizin eingesetzt. Doch die schwarzen Beeren sind mit Vorsicht zu genießen. Erntet man sie zur falschen Zeit oder isst sie roh, können sie zu Beschwerden führen.

Nicht alle Superfoods müssen von Übersee kommen. Der Schwarze Holunder wächst genau vor unserer Haustür. Der prachtvolle „Holderbusch“ ist einer der häufigsten Straucharten Mitteleuropas und zählt zur Gattung Holunder (Sambucus). Aufgrund der schwarzen Beeren entstand der königliche Name „Sambucus nigra“. Man findet ihn von Nord- bis Süddeutschland, was ihm über die Jahre die verschiedensten Namen beschert hat. Im Süden wird von „Holler“ gesprochen, wohingegen man im Norden vom „Fliederbusch“ oder „schwarzem Flieder“ spricht.
Hinter dem Gewächs mit den vielen Namen verbirgt sich ein robuster Strauch, der bis zu elf Meter hoch wachsen kann. Bei einem sonnigen bis halbschattigen Standort und nährstoffreichem Boden benötigt der Schwarze Holunder wenig Pflege und übersteht die deutschen Winter problemlos. Eine sehr robuste Pflanze, die nicht nur schön anzusehen ist, sondern auch für die Tierwelt von Bedeutung ist. Im Mai zeigen sich die doldenförmigen, intensiv duftenden Blüten. Der aromatische Duft, für den ätherische Öle in der Blüte verantwortlich sind, zieht Bienen und andere Insekten an. Kurze Zeit nach der Blüte bilden sich die ersten Früchte, die sich mit dem Reifegrad schwarz-rot färben. Diese sind nicht nur bei Vögeln sehr beliebt. Von September bis Oktober kann man die reifen Beeren pflücken und als Nahrungsmittel oder Hausmittel weiterverarbeiten. Auch die Blüten sind nach der Verarbeitung zum Verzehr geeignet.

Verarbeitung und Verzehr

Neben dem Schwarzen Holunder findet man in Deutschland noch Roten Holunder und Zwergholunder. Alle drei Sorten sind wortwörtlich mit Vorsicht zu genießen: Während der Zwergholunder giftig und daher nicht zum Verzehr geeignet ist, müssen der Schwarze Holunder und der Rote Holunder erhitzt werden, um genießbar zu sein.
Im gesamten Strauch (Blätter, Rinde, Früchte und Samen) ist Sambunigrin, ein Blausäure abspaltendes Glykosid, enthalten. Sambunigrin ist für Tiere und Menschen leicht giftig und kann zu Erbrechen, Durchfall und anderen Vergiftungserscheinungen führen. Daher darf die Pflanze mit dem betörenden Duft nicht roh verzehrt werden. Glücklicherweise wird das Sambunigrin durch Erhitzen auf Temperaturen von >80 °C zerstört, wodurch wir den Schwarzen Holunder und seine vielen Vorteile nach dem Verarbeiten bedenkenlos genießen können.

Einsatz der Heilpflanze 2024

Bereits im Mittelalter verwendete man den Schwarzen Holunder als Heilmittel bei Infektionen der oberen Atemwege. Sowohl aus den Blüten als auch aus den Beeren wurden Tees gekocht und Säfte gepresst, um bei grippalen Infekten eingesetzt zu werden. Ein Tee aus Holunderblüten soll eine schweißtreibende Wirkung haben und daher bei Fieber helfen. Der erkaltete Tee könne auch als Gurgelwasser für Entzündungen im Mundbereich helfen. In der Volksmedizin wird der Saft des Holunders auch heute noch bei Verstopfungen und zum Anregen der Harnausscheidung angewendet. Ihre intensiv dunkle Farbe erhalten die Holunderbeeren durch den hohen Gehalt an Anthocyanen, Pflanzenfarbstoffen aus der Gruppe der Flavonoide.
Auch ohne Indikation bringt der Verzehr von Holunder-Produkten Freude. Aus den Früchten und Blüten können schmackhafte Säfte hergestellt werden, die sich wiederum perfekt für die Zubereitung von Sirup, Marmeladen, Gelees und Desserts eignen.

Ein Strauch, um den sich Mythen ranken

Rund um die bereits beschriebenen, vielfältigen Eigenschaften des Schwarzen Holunders ranken sich unzählige spannende Geschichten, die man bis ins Mittelalter zurückverfolgen kann. So wurden dem robusten Strauch schützende, sogar göttliche Eigenschaften zugeschrieben. Wer ihn im Garten gepflanzt hatte, wurde von Unheil und bösen Geistern verschont, so hieß es. In der nordischen Mythologie wurde der Strauch konkret als Sitz der Göttin Holder verstanden, die als Beschützerin des Hauses galt. Das wohl bekannteste Märchen, dem der Holunder und seine Mythen als Vorbild dienten, ist Grimms Märchen „Frau Holle“. Das Gold und das Pech des Märchens können als Metaphern der duftenden Blüten und der tiefschwarzen, giftigen Beeren des Strauchs verstanden werden.

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