Ohne Eisen keine Glückshormone

Der Zusammenhang zwischen Eisenmangel und Depressionen sowie die richtige Diagnostik

Müdigkeit, Energiemangel, Schlafstörungen oder schlechte Stimmung. Ca. 280 Millionen Menschen sind weltweit von einer Depression betroffen (1). Die Entstehung ist multifaktoriell und kann, neben genetischen Ursachen, mit Umweltfaktoren oder der Ernährung zusammenhängen. Eisenmangel ist eine davon, denn an der Biosynthese der Neurotransmitter Serotonin, Dopamin und Noradrenalin sind drei eisenabhängige Enzyme beteiligt.

Was ist eine Depression?

Gedrückte Stimmung oder vermindertes Interesse an Aktivitäten, begleitet von anderen Symptomen wie Konzentrationsschwierigkeiten, Gefühlen der Wertlosigkeit oder übermäßigen oder unangemessenen Schuldgefühlen, Hoffnungslosigkeit, wiederkehrenden Gedanken an Tod oder Suizid, Veränderungen des Appetits oder des Schlafs. Dies sind alles Symptome einer Depression.
Die Ursache einer Depression ist nie auf nur einen Faktor zurückzuführen, sondern ist immer multifaktoriell bedingt. Dabei können genetische Faktoren, strukturelle-morphologische Gehirnveränderungen, hormonelle Umstellungen oder belastende Ereignisse eine Rolle spielen.

Eisenmangel als Ursache

Neurobiologisch betrachtet, entsteht eine Depression aufgrund eines Mangels an Serotonin bzw. Noradrenalin. Der eisenabhängigen Neurotransmittersynthese wird dabei eine bedeutende Rolle zugeschrieben.

In der Entwicklung des Gehirns ist Eisen für die Myelinisierung der weißen Substanz sowie für die Initiation und Funktionsweise der verschiedenen Neurotransmittersysteme, einschließlich des Dopamin-, Noradrenalin- und Serotonin-Systems, verantwortlich. Die ersten Schritte bei der Bildung der Neurotransmitter Serotonin bzw. Katecholamin werden von den Enzymen Tryptophanhydroxylase und Tyrosinhydroxylase initiiert, die Eisen-(II)-Ionen als Cofaktoren benötigen (Abb.). Fehlt Eisen an dieser Stelle, können diese wichtigen Glückshormone nicht ausreichend gebildet werden und es kann aufgrund eines Eisenmangels zu einer Depression kommen.

Eisen Diagnostik – Vier Laborparameter zur Bestimmung des Eisenstatus

Zur Behandlung eines Eisenmangels ist es zunächst wichtig, den Eisenstatus festzustellen. Üblicherweise wird der Eisenstatus über das Hämoglobin (Hb-Wert) bestimmt. Die alleinige Bestimmung des Hb-Wertes reicht dazu nicht aus, da dieser Wert weder über die prozentuale Eisen-Beladung der Eisentransportproteine noch über den Füllzustand des Eisenspeichers Auskunft gibt. Dadurch kann fälschlicherweise der Eindruck entstehen, der Körper sei ausreichend mit Eisen versorgt. Tatsächlich könnte aber beispielsweise eine geringe Transferrinsättigung vorliegen, die am Hb-Wert nicht ablesbar ist. 

Zur genauen Bestimmung sollten insgesamt vier verschiedene Blutwerte ermittelt und analysiert werden. Dazu zählen neben Hämoglobin (Hb-Wert) Transferrin (Eisentransport), Ferritin (Eisenspeicher) sowie das C-reaktive Protein (CRP, Entzündungen).

Transferrin transportiert recyceltes und resorbiertes Eisen zu den Geweben. Wenn der Eisengehalt in den Leberzellen, dem Hauptspeicherorgan für Eisen, sinkt, wird vermehrt Transferrin als zentrales Transportprotein gebildet. Gleichzeitig ist bei einem Eisenmangel weniger Transferrin mit Eisen beladen. Dies kann durch Bestimmung der Transferrinsättigung nachgewiesen werden. Im normalen Bereich liegt die Transferrinsättigung bei 20-45 Prozent. Sättigungswerte, die darunter liegen, können eine Unterversorgung verschiedener Eisenenzyme, wie zu Beginn beschrieben, mit dem essenziellen Spurenelement zur Folge haben.

Der Serum-Ferritin-Wert erfasst den Eisenspeicherstatus des Körpers. Eisenspeicher sind hauptsächlich in der Leber und den Makrophagen des Immunsystems lokalisiert, müssen jedoch grundsätzlich in allen Zellen vorhanden sein, um Schutz vor den toxischen Auswirkungen von freiem Eisen zu bieten. Erst wenn die Eisenspeicher leer sind, beginnt auch der Hb-Wert zu sinken. Das bedeutet, dass ein Eisenmangel, der durch einen niedrigen Hb-Wert auffällt, bereits länger vorlag und sich nun zu einer Eisenmangelanämie ausgeweitet hat. Zudem ist bei der Betrachtung des Ferritin-Wertes zu beachten, dass Ferritin ein Akute-Phase-Protein ist. Diese Eiweiße treten als unspezifische Immunreaktion (Akute-Phase-Reaktion) bei Gewebsschädigungen und Entzündungen vermehrt im Blut auf. So können bei einer Entzündung im Körper die Ferritinwerte erhöht sein und einen eventuell vorliegenden Speichereisenmangel verdecken.

Die Bestimmung des C-reaktives Proteins (CRP), einem klassischen Entzündungsparameter, ist insofern sinnvoll, als damit eine Entzündung im Körper sicher nachgewiesen werden kann. Liegt der CRP-Wert über 5 mg/l, hilft die Angabe der Transferrinsättigung, um den Eisenstatus einer Patientin oder eines Patienten richtig zu bewerten. Diese Analyse ist insbesondere bei chronischen Erkrankungen von großer Bedeutung.

Für alle Werte gilt, dass sie methodenabhängig sind und immer mit einem Facharzt besprochen werden sollten.

Eisenmangel und jetzt?

Eine Eisensupplementierung wird nur bei einem nachgewiesenen Eisenmangel empfohlen.Das Auffüllen der Eisenspeicher kann sehr langwierig sein und zwischen sechs und zwölf Monaten dauern. Bei der Supplementierung sollte der Food First Ansatz gelten, da herkömmliche Präparate zur Eisensupplementierung häufig intestinale Beschwerden, wie Magenschmerzen oder Verstopfung verursachen. Dies führt unter Umständen zu einem frühzeitigen Abbruch der Therapie. Der Einsatz von Eiseninfusionen sollte immer die letzte Option sein.

Angereicherte Direktsäfte aus Früchten und Gemüsen mit Zusatz von gut bioverfügbaren Eisenkomplexen sind zur Eisenversorgung ausgezeichnet geeignet, da sie keine Beschwerden verursachen, gut schmecken und einfach in den Alltag integriert werden können.

Sie möchten mehr zum Thema Eisen wissen und benötigen Ernährungstricks für eine verbesserte Aufnahme von Eisen aus pflanzlichen Lebensmitteln? Dann empfehlen wir Ihnen die Podcastfolge „Gute Stimmung und starke Knochen dank eisenreicher Ernährung? Expertentipps zur Prävention von Osteoporose“ mit Dr. Ann-Kristin Dorn und dem Eisenexperten Prof. Dr. Günther. Noch mehr Infos zum Thema Eisendiagnostik entnehmen Sie unserem Infoblatt Eisen und Ernährung IV.

Quellen: Institute of Health Metrics and Evaluation. Global Health Data Exchange (GHDx). 


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