Aktuelle Studie zeigt: 100%ige Frucht- und Gemüsesäfte können einen neutralen oder positiven Effekt auf die Gesundheit haben
Dass Frucht- und Gemüsesäfte eine sehr praktische wie auch alltagstaugliche Möglichkeit bieten können, um den täglichen Verzehr von Obst und Gemüse zu unterstützen bzw. zu steigern, ist bereits bekannt. Nichtsdestotrotz zögern viele Experten aufgrund des vermeintlich hohen Fruchtzuckergehalts, gegenüber ihren Patienten explizite Verzehrsempfehlungen auszusprechen. Denn trotz der Vielzahl an Studien ist unklar, ob und wenn ja welche Auswirkungen ein regelmäßiger moderater Fruchtsaftverzehr auf die Gesundheit hat. Licht ins Dunkel bringt nun eine aktuelle Studie, die die Universität Cambridge im September 2023 veröffentlicht hat. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass ein moderater Konsum von Frucht- und Gemüsesäften einen positiven oder neutralen Zusammenhang mit der Gesundheit der Probanden hat. Zudem scheinen einige Säfte potenziell präventiv zu wirken. Dazu gehören unter anderem positive Auswirkungen auf den Blutdruck und auf andere kardiometabolische Marker. Darüber hinaus konnte für keinen der untersuchten 100%igen Fruchtsäfte ein signifikanter Einfluss auf anthropometrische Parameter oder die Körperzusammensetzung nachgewiesen werden.
Die Studie im Detail: Hintergrund, Umsetzung, Ergebnisse
Bei der Studie “Health effects of 100 % fruit and vegetable juices: evidence from human subject intervention studies” von den Forschenden um Irene Rossi handelt es sich um eine Übersichtsarbeit mehrerer Interventionsstudien zum Thema Frucht- und Gemüsesäfte. Ziel des Reviews war es, aus diversen Studien Ergebnisse zusammenzutragen, die valide Aussagen zu den gesundheitlichen Auswirkungen von 100%igen Frucht- und Gemüsesäften ermöglichen. Insgesamt wurden die Ergebnisse von über 200 Studien zu 100 unterschiedlichen Säften betrachtet. Pauschale Aussagen, die allgemein auf alle Direktsäfte gleichermaßen zutreffen, konnten nicht getroffen werden, da es sich um die Betrachtung eines breiten Spektrums von Obst- und Gemüsesäften handelte. Was die Studie allerdings zeigen konnte, war, dass 100%ige Frucht- und Gemüsesäfte im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung gesundheitliche Vorteile bieten und sowohl zu einer besseren Nährstoffaufnahme als auch Ernährungsqualität beitragen können. So können sie zur Aufnahme von (Poly-)Phenolen beitragen und somit eine Nahrungsergänzung zu den üblicherweise konsumierten (poly-)phenolreichen Quellen darstellen und damit viele gleichwertige Vorteile wie ganze Früchte bieten. Speziell die in roten Fruchtsäften enthaltenen Anthocyane können potenziell positive Auswirkungen auf das Gesamt- und LDL-Cholesterin vermitteln. Auch andere bioaktive sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe, wie Carotinoide (in Tomate, Karotte, Zitrusfrüchten usw.) und Betalaine (Rote Bete) können ebenfalls für die potenziellen Vorteile von 100%-Saft verantwortlich sein. Darüber hinaus sollen Direktsäfte sogar einen möglichen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit haben.
Obwohl die Kritik zum Fruktosegehalt in Säften immer wieder aufkommt, der bei übermäßigem Konsum das Risiko eines metabolischen Syndroms erhöht, ergab eine genauere Gegenüberstellung der Studienergebnisse, dass ein moderater Konsum von 100%igem Frucht- und Gemüsesaft (zwischen 75 und 150 ml/ Tag) schützende Auswirkungen auf das Auftreten des metabolischen Syndroms hat und keinen signifikanten Einfluss auf anthropometrische Parameter oder die Körperzusammensetzung zeigt.
Spezifischere Aussagen konnten zu den „Roten Säften“ (Rote-Bete-Saft, Orangen-, Granatapfel- und Kirschsäften) getroffen werden. Beim Verzehr dieser Säfte konnten erhebliche positive Auswirkungen auf den Blutdruck nachgewiesen werden. Auch andere kardiometabolische Marker, die mit dem Lipidprofil und der Glukosehomöostase zusammenhängen, verbesserten sich mit dem regelmäßigen Konsum bestimmter Säfte, speziell Orangen- oder Tomatensaft. Vorteile auf kognitiver Ebene wurden bei rotem und Concord-Traubensaft sowie bei Süß- und Sauerkirschsaft festgestellt, während roter Traubensaft und Rote-Bete-Saft deutliche Verbesserungen bei der körperlichen Leistungsfähigkeit zeigten. Cranberrysaft könnte einen mäßigen Einfluss auf bakterielle Infektionen haben, während Orangensaft die Zusammensetzung der Darmmikrobiota positiv beeinflussen könnte.
Fazit
100%-Frucht- und Gemüsesäfte scheinen in Interventionsstudien an Menschen eine positive oder neutrale Wirkung auf die Gesundheit zu haben. Insofern bilden die Ergebnisse dieser Studie eine solide Grundlage für zukünftige Forschungsarbeiten. Sie könnten langfristig dazu beitragen, wissenschaftlich fundierte Health Claims für 100%ige Frucht- und Gemüsesäfte im Zusammenhang mit gesundheitlichen Vorteilen zu unterstützen. Fachkräfte im medizinischen und ernährungswissenschaftlichen Bereich können zudem von diesen Erkenntnissen profitieren, um evidenzbasierte Ernährungsempfehlungen zu entwickeln.
Quelle
Health effects of 100% fruit and vegetable juices: evidence from human subject intervention studies | Nutrition Research Reviews | Cambridge Core
In einer anderen Studie wurde der Einfluss von Fruchtsaftinhaltsstoffen auf Biomarker des Lipidstoffwechsels untersucht. Lesen Sie hier mehr darüber.