Eisenmangel gehört zu den häufigsten Mikronährstoffmängeln weltweit. Die Auswirkungen eines andauernden Mangelzustandes können besonders bei Kindern und Jugendlichen sehr negative Folgen haben. Neben einer hohen Anzahl betroffener Kinder in Entwicklungsländern ist es einer der wenigen Mikronährstoffmängel, die auch bei Kindern aus Industrienationen signifikant verbreitet sind [1–3]. Im Folgenden fassen wir eine Studie von Floegel et al. zusammen, die im Journal of Nutrition veröffentlicht wurde.
Zusammenfassung der Studie „Cohort-Based Reference Values for Serum Ferritin and Transferrin and Longitudinal Determinants of Iron Status in European Children Aged 3–15 Years“
Als essenzieller Nährstoff muss Eisen regelmäßig in ausreichender Menge mit der Nahrung zugeführt werden. Sowohl bei Säuglingen, die älter als sechs Monate sind, als auch bei Kleinkindern, aber auch bei älteren Kindern, zum Beispiel menstruierenden Mädchen oder solchen Jugendlichen, die sich vegan/vegetarisch ernähren, ist der Versorgungsstatus mit diesem Mikronährstoff relevant [4]. Denn selbst unter besseren wirtschaftlichen Bedingungen, wie in Europa, wird Eisenmangel häufig durch eine eisenarme Ernährung verursacht. Aber auch der erhöhte Bedarf in Wachstumsphasen und vermehrte Verluste bei jugendlichen Mädchen können Mangelzustände verursachen [7]. Die empfohlenen Zufuhrmengen für Eisen der DGE finden Sie hier.
Eisen ist ein wichtiger Bestandteil des Hämoglobins der roten Blutkörperchen und des Myoglobins der Muskeln sowie essenziell für die kognitive und psychomotorische Entwicklung. Niedrige Eisenkonzentrationen können bei Kindern ernste Folgen haben [5]. Da das Gehirn und das Nervensystem schnell wachsen, ist es besonders notwendig, das Fortschreiten eines Eisenmangels im Kindesalter zu verhindern [6,7]. Darüber hinaus ist Eisenmangel der bedeutendste Faktor, der zur Eisenmangelanämie führt [1,2].
Betrachtet man aktuelle Ernährungsempfehlungen, fördern diese eine pflanzenbasierte Ernährungsweise als Win-Win-Diät für die menschliche und planetare Gesundheit [8]. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) weist zwar darauf hin, dass Vegetarier vergleichsweise niedrigere Eisenspeicher haben, diese jedoch normalerweise über den Grenzwerten für einen Eisenmangel liegen [9]. Was die Bioverfügbarkeit von Eisen betrifft, besteht laut EFSA kein Unterschied zwischen einer fleischhaltigen Diät und einer vegetarischen Kost, wie sie in Europa üblich ist [9]. Mehr zum Thema Eisenaufnahme erfahren Sie hier.
Ziel
Das Ziel von Floegel et al. war es, auf Grundlage von Kohortendaten geschlechts-, alters- und body-mass-index(BMI)-spezifische Referenzperzentile für Kinder im Alter von 3-15 Jahren für Serum-Ferritin und Transferrin zu ermitteln und die Determinanten des Eisenstatus zu untersuchen.
Methode
Insgesamt wurden 3.390 Ferritin- und 3.416 Transferrin-Messungen von Kindern aus acht europäischen Ländern, die an der IDEFICS/I.Family-Kohorte (https://www.isrctn.com/ISRCTN62310987) teilnahmen, zu Beginn (W0) und nach sechs Jahren (W3) verwendet, um Perzentile mit dem generalisierten additiven Modell für Lage, Skala und Form zu schätzen. Die Zusammenhänge von Serum-Ferritin- und Transferrin-Konzentrationen wurden in Bezug auf die gesamte Eisenaufnahme untersucht. Separat überprüft wurden dieselben Zusammenhänge in Bezug auf die Eisenaufnahme, angepasst an die Aufnahme von Vitamin C sowie an Hämeisen aus tierischen Quellen. Dabei wurden in Regressionsmodellen unter Verwendung von Querschnitts- und Längsschnittdaten Anpassungen für Geschlecht, Alter, Wohnsitzland, elterliche Bildung, übliche Energieaufnahme und BMI-Z-Score vorgenommen.
Ergebnisse
Die altersspezifischen 5. und 95. Referenzperzentile für Ferritin lagen zwischen 10,9 und 81,1 µg/L, während die Werte für Transferrin zwischen 2,23 und 3,56 g/L stehen. Ein Eisenmangelzustand wurde bei 3 % der Kinder zu Beginn der Studie und bei 7 % der Kinder und Jugendlichen nach sechs Jahren beobachtet. In beiden Fällen war eine höhere Eisenaufnahme aus Hämquellen positiv mit dem Serum-Ferritin assoziiert {W0: β = 3,21 [95% Konfidenzintervall (KI): 0,71, 5,71]; W3: β = 4,48 [95% KI: 2,09, 6,87]}. Das heißt, Kinder, die ein mg mehr tierisches Hämeisen konsumierten, hatten eine 3,21 bzw. 4,48 μg/L höhere Ferritinkonzentration. Die Einhaltung einer hauptsächlich vegetarischen Ernährung war mit einer geringeren Wahrscheinlichkeit für ausreichendes Serum-Ferritin sowohl in der Querschnittsanalyse zu W3 [Odds Ratio (OR) 0,40 (95% KI: 0,21, 0,81)] als auch in der Längsschnittanalyse [OR 0,35 (95% KI: 0,15, 0,93)] verbunden.
Schlussfolgerung
Die vorliegende Studie liefert alters-, geschlechts- und BMI-spezifische Referenzperzentile für Ferritin und Transferrin, basierend auf einer großen Kohorte europäischer Kinder und Jugendlicher. Solche Daten fehlen derzeit, Sie können von Kinderärzten verwendet werden, um den Eisenstatus einzelner Kinder und Jugendlicher nicht nur auf Grundlage der WHO-Definition für Mangel, sondern auch unter Berücksichtigung alters-, geschlechts- und BMI-spezifischer Perzentile zu klassifizieren.
Es wurde festgestellt, dass die Eisenaufnahme aus Hämquellen, nicht jedoch die gesamte diätetische Eisenaufnahme, ein bestimmender Faktor für einen ausreichenden Eisenstatus bei europäischen Kindern und Jugendlichen ist.
Der Einfluss einer hauptsächlich vegetarischen Ernährung auf den Eisenstatus bei Kindern und Jugendlichen sollte in zukünftigen Studien mit höherer statistischer Aussagekraft untersucht werden, beispielsweise in speziellen Kohorten, die Vegetarier und Veganer ansprechen.
Hier finden Sie die Originalstudie: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38048991/
Quelle:
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- Rudloff S., Buhrer C., Jochum F., Kauth T., Kersting M., Korner A., et al. Vegetarian diets in childhood and adolescence: position paper of the nutrition committee, German Society for Paediatric and Adolescent Medicine (DGKJ) Mol. Cell. Pediatr. 2019;6(1):4. doi: 10.1186/s40348-019-0091-z. – DOI – PMC – PubMed
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- Lozoff B., Jimenez E., Smith J.B. Double burden of iron deficiency in infancy and low socioeconomic status: a longitudinal analysis of cognitive test scores to age 19 years. Arch. Pediatr. Adolesc. Med. 2006;160(11):1108–1113. doi: 10.1001/archpedi.160.11.1108. – DOI – PMC – PubMed
- World Health Organisation. 2016. Daily iron supplementation in infants and children.https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/204712/9789241549523_en… Geneva (Switzerland) [cited March 26, 2020]. Available from: – PubMed
- Willett W., Rockström J., Loken B., Springmann M., Lang T., Vermeulen S., et al. Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet. 2019;393(10170):447–492. doi: 10.1016/s0140-6736(18)31788-4. – DOI – PubMed
- EFSA Panel on Dietetic Products N, Allergies Scientific Opinion on Dietary Reference Values for iron. EFSA J. 2015;13(10):4254. doi: 10.2903/j.efsa.2015.4254. – DOI